Beim gemeinsamen Mittagessen im Restaurant «Zett» entscheidet sich Simon Hrubec für die Älplermagronen mit Apfelmus. Dem Gericht gibt er die Note zehn. Die süsse Beilage Apfelmus geniesst er als Dessert. «Als Kombination ist mir das ein wenig zu exotisch, ich bin eher der schlichte Typ. Aber getrennt mag ich beides sehr gerne», sagt der Torhüter, während er das restliche Apfelmus genüsslich verzehrt. Wer dem tschechischen Schlussmann in Vollmunter beim Eishockey zuschaut, dem fällt sofort auf, dass er tatsächlich nicht zur Marke «Fancy Goalie» gehört. Schoner und Handschuhe kommen Ton in Ton mit dem Design seines Helms daher. Das Schmuckstück auf dem Kopf, die Goaliemaske, wählt er schlicht und einfach. Wilde Zeichnungen, angsteinflössende Tiere oder auffällige Details? Fehlanzeige! Den Hinterkopf der Maske zieren Hrubecs Spitzname «Šimi», der lateinische Spruch «In nomine Domini» (zu Deutsch «Im Namen des Herren») sowie das Alternativlogo seiner Charity-Organisation «Saves Help». Die wichtigsten Details sind die jeweiligen Geburtstage, die rund um sein Visier aufgeführt sind. Hrubec selbst ist am 30. Juni 1991 geboren und trägt deshalb auch die Rückennummer 30. Für Ehefrau Michaela und Sohn Adam steht die 11 und für Tochter Valentina die 3. Die Geburtstage 17, 6, 22 und 31 widmet er seinen Eltern und den beiden Brüdern. «Meine Familie ist das Wichtigste für mich und so habe ich sie bei den Spielen immer bei mir. Der Rest der Maske soll eine gewisse Ruhe ausstrahlen. So ticke ich nämlich, wenn ich «in the zone» bin während einem Spiel. Egal was rundherum passiert, egal um wieviel Trashtalk sich ein gegnerischer Stürmer bemüht, mich bringt nichts aus der Ruhe», erklärt der Goalie eindrücklich. Als kleiner Junge war Simon Hrubec im Sturm unterwegs. Leider war er damals oft krank und damit nicht in der Lage, als Feldspieler einer Karriere nachzueifern. Für ihn blieb nur die Option des Torhüters, wobei Geld für eine teure Ausrüstung nicht vorhanden war. So opferte der kleine Simon eine geschenkte Playstation 1 und beschaffte sich mit dem Erlös sein erstes Goalie-Equipment. Dieser Entscheid sollte sich noch als Glücksfall entpuppen…

 

«Mission Complete»

 

«Nichts ist perfekt und doch streben wir danach. Ich möchte ein Meister meiner Berufung sein.» Nach diesem Motto lebt und arbeitet Hrubec tagtäglich an seiner Goalie-Performance. Eine Einstellung, die er mit ZSC Lions Goaliecoach Magnus Wennström teilt. Dessen Verpflichtung war ein wichtiger Grund dafür, dass Hrubec weiterhin in Zürich bleiben wollte. Sein Mindset während den Spielen beschreibt «Hrubi» als untypisch und eher speziell. Im Spiel überlege er sich nie, wie seine Parade war oder was er bei einem Gegentor hätte besser machen können. Er fokussiere sich einzig und allein auf das Spielgeschehen und auf seine nächste Aktion. Im Training sieht das anders aus: «Dann zählt jedes Detail. Jede Parade hinterfrage ich, jeden Move von mir gehe ich im Kopf nochmals durch. Im Training kann ich es mir erlauben, meine Taten zu hinterfragen und kurz den Fokus zu verlieren. Nur so werde ich besser im Spiel.» Der 32-Jährige strebt nach dem grossen Coup, nach dem Meistertitel, und er möchte diesem Schritt für Schritt näherkommen. Ertönt die Schlusssirene und seine Mannschaft gewinnt, verspüre Hrubec jeweils ein «Mission-Complete-Gefühl». Jedes Spiel sei für ihn eine einzelne Mission auf dem Weg nach ganz oben. «Ich lasse mich nicht gerne feiern für einen Sieg in einem einzelnen Spiel. Ich bin nicht hier, um Spiele zu gewinnen, sondern um das letzte Spiel der Saison zu gewinnen», stellt der Tscheche klar.

Ehemann und Papa

 

Simon Hrubec ist ein grosser Familienmensch. Er geniesst jede freie Minute mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern. «Die National League ist genial für uns Spieler. Wir haben viel Zeit, die wir mit unseren Liebsten verbringen können. In der KHL beispielsweise waren die Distanzen komplett anders. Hier in der Schweiz hast du eine andere Lebensqualität», weiss der Goalie. Seine Passion zum Eishockey teilt er gerne mit seinem Sohn Adam. Wenn das Eis mal nicht besetzt ist von den ZSC-Cracks, kurvt er mit dem Sohnemann in der Swiss Life Arena herum. Und am Samstagmorgen begleitet er Adam in die beliebe Lions-Hockeyschule, die unter anderem im Löwenkäfig stattfindet. Tochter Valentina ist noch zu klein dafür, aber bereits jetzt der grösste Fan ihres älteren Bruders. Adam jagt übrigens nicht nur gerne dem schwarzen Hartgummi hinterher, sondern auch dem runden Leder. Beim Teamausflug der ZSC Lions ins FIFA Museum begleitete er seinen Vater und war begeistert von den vielen Trophäen und unzähligen Utensilien rund um Pelé, Lionel Messi & Co.

Paraden für den guten Zweck

 

2018 hat sich Simon Hrubec dazu entschieden, etwas auf die Beine zu stellen, das für ihn grösser ist als seine Berufung als Eishockeyspieler. «Profisportler zu sein, das ist ein Privileg. Ich habe mich damals entschieden, Menschen in Not etwas zurückzugeben.» Pucks zu parieren, sei ohnehin sein Job, also musste er nur noch ein Konzept dazu entwerfen und schon wurde die Hilfsorganisation «Saves Help» in seiner Heimat Tschechien ins Leben gerufen. Das Prinzip ist ganz einfach: Pro Save in der Regular Season bezahlt der Torhüter am Ende der Spielzeit einen Betrag bei der Organisation ein. In der tschechischen «Extraliga» sind alle Goalies Teil des Projekts. Hinzu kommen Landsmänner aus der NHL und seit dieser Saison auch Goalies aus der National League. Mit dem Geld hilft «Saves Help» Familien in Hrubecs Heimat und mittlerweile auch Familien in der Schweiz, die sich zum Beispiel Behandlungskosten für ihre kranken Kinder nicht leisten können. «In der Schweiz muss der Goalie einen Franken pro Save bezahlen.» Wenn es um den guten Zweck geht, macht Simon Hrubec auch Ausnahmen bei seinem Helm. Sowohl für das Charity Game 2023 als auch für das Christmas Game 2022 ist er für seine Verhältnisse ziemlich «Fancy» aufgetreten. Die jeweils speziell designten Masken wurden später in Kooperation mit «Saves Help» und dem ZSC Lions Charity-Partner «Right to Play» versteigert. Simon Hrubec: Grosse Paraden und ein grosses Herz.


Steckbrief

 

Spitzname: Simi, Hrubi

Geburtstag: 30. Juni 1991

Alter: 32-jährig

Geburtsort: Vimperk, Tschechien

Wohnort: Zürich

Grösse: 187cm

Gewicht: 90kg

Position: Goalie

Grösste Erfolge: Gründung «Saves Help», Meistertitel mit Trinec und Omsk, CHL-MVP mit Trinec

Bei den ZSC Lions seit: Saison 2022/23

Hobbies: Golf, Lesen, Kunst, Kinder

 

Der Helm und die Zahlen

 

Wir lösen das Rätsel der Zahlen auf Hrubecs Helm. Es sind die Geburtstage von:

 

30 Simon

11 Adam (Sohn)

11 Michaela Hrubcova (Frau)

3 Valentina (Tochter)

17 Monika (Mutter)

6 Stanislav (Vater)

22 Matous (Bruder)

31 Tobias (Bruder)