Um eine Best-of-Seven-Serie zu gewinnen, braucht es manchmal auch ein wenig Glück. Mit ein wenig Glück schafft es eine Mannschaft nämlich einen Sieg zu stehlen. Genau das braucht der ZSC heute Abend im Eisstadion Davos, denn es sind über weite Strecken erneut die Hausherren, die dem Spiel auf heimischem Eis den Stempel aufdrücken. Der HCD scheitert mehrfach am Aluminium oder am eigenen Unvermögen. Die Mannschaft von Marc Crawford bekundet hingegen immer wieder Mühe, das Spieldiktat in die eigenen Hände zu nehmen. So kommt es den ZSC Fans wie eine Zitterpartie vor, während der HCD-Anhang sich teilweise richtig ärgern könnte.

 

Enge Kiste bis zum Schluss

 

Über die gesamten regulären 60 Minuten sind die ZSC Lions nicht die bessere Mannschaft, spielen aber nicht schlecht. Chancen haben beide Teams, wenn auch der HCD die bessere. Die Heimmannschaft leistet sich zwischendurch immer wieder unglückliche Aktionen. Schade nur, dass die Zürcher daraus nicht genügend Kapital schlagen. Denn ein sogenanntes «drittes Geschenk» hätten die ZSC Lions gerne genommen. Dem Zett gelingen in den ersten drei Abschnitten zwei Tore, die aus der Sicht der Davoser sehr bitter zustande gekommen sind. Die erstmalige ZSC-Führung von Willy Riedi wird durch seinen Schlittschuh erzielt, jedoch ohne absichtliche Kick-Bewegung. Das beweist später auch der Video- Review. Eine Viertelstunde vor dem regulären Ende lässt sich Nicolas Baechler erstmalig in seiner noch jungen Karriere für einen Treffer in der National League feiern. Justin Sigrist luchst der HCD-Abwehr gekonnt die Scheibe ab und bedient den anbrausenden Junglöwen vorzüglich zum 2:1. Zum Schluss des dritten Drittels jubeln die Hausherren erneut, die dank Leon Bristedt 50 Sekunden vor dem Ende sich in die Overtime retten. Eine Augenweide der Slapshot des quirligen Schweden. Damit gibt es in dieser Viertelfinal-Serie einen ersten Nachschlag für die Fans in Form einer Overtime.   

 

Nachsitzen in den Alpen

 

Je länger diese erste Extraschicht dauert, umso erfreulicher scheint sie für den Zett-Fan zu sein. Erstens weil die Zürcher das Spiel über weite Strecken nun selbst kontrollieren und zweiten, weil sie zu einem günstigen Zeitpunkt in Überzahl agieren können. Doch trotz vieler guter Chancen findet die Scheibe den Weg nicht vorbei an Sandro Aeschlimann. Es ist die Glanzstunde des HCD-Goalies in dieser Serie. Auf den Lions Schlussmann kommt es dann vor allem um 23:40 Uhr drauf an. Denn kurz vor Ende der ersten Overtime muss Wallmark auf der Strafbank platznehmen und hoffen, dass seine Kollegen rund um Hrubec gleich zu Beginn des fünften Drittels an diesem Abend den Kasten sauber halten. Vor dem Faceoff dann das obligate Abklatschen, dem sogenannten «Fist Bump» mit dem Assistenz- und Goalietrainer. Sein Blick und seine Augen verraten, dass wir uns für das kommende Unterzahlspiel keine Sorgen machen müssen – er sollte Recht behalten! Fünf Minuten nach dem erneuten Widerbeginn singen der Gästesektor lautstark «Dä Limmatblock dä gumpt allez allez»! Sven Andrighetto zieht an allen vorbei, schickt den Puck in den Winkel hoch und seine Mannschaft mit dem dritten Sieg zurück nach Zürich! Gute Nacht liebe Fans.


(Marko Filipovic, Davos)

 

 

 

 

 

Fotos: HC Davos