Angela Frautschi, du bist seit dieser Saison Headcoach eines mehrfachen Meisterteams. Wie hast du als bisherige GCK-Übungsleiterin den Einstieg in die höchste Frauen-Liga empfunden?

 

Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Anfrage erhalten habe. Ich betrachte die Aufgabe als eine Herausforderung, als eine weitere Challenge in meiner noch jungen Coaching-Karriere. Mir war bewusst, dass ein beträchtlicher Mehraufwand auf mich zukommen wird. Und so war es auch, vor allem in den Sommermonaten, als die August-WM die Saisonvorbereitung nicht einfach machte. Aber wir haben auch diese Challenge zusammen meistern können und hatten einen guten Start in die Meisterschaft.

 

Wie fällt deine Halbzeitbilanz aus?

 

Äusserst positiv, wir haben ja nur ein Spiel verloren. Die erste Meisterschaftsphase hat uns auch gezeigt, dass wir nur erfolgreich sein können, wenn wir jederzeit hart für – und miteinander arbeiten. Und versuchen, auf einem konstant hohen Niveau zu bleiben.

 

Wurmt die Heim-Niederlage gegen Lugano, die einzige in 11 Spielen, immer noch?

 

Es ist schon ok, ab und zu ein Spiel zu verlieren. Vor allem, wenn man weiss, warum man verloren hat. Das gehört zum Prozess eines Teams und hilft, im richtigen Zeitpunkt auch mal wieder auf den Boden der Realität zurückzukommen. Neidlos müssen wir anerkennen, dass einerseits Lugano ein Super-Spiel ablieferte und wir andererseits nicht unsere beste Leistung abrufen konnten. Wichtig ist, solche Niederlagen richtig zu analysieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

 

Dir steht ein grosser und breiter Kader zur Verfügung. Wie gehst du damit um, wie baust du junge Perspektivspielerinnen in das Team ein?

 

Spielerinnen, die eigentlich sowohl dem GCK- als auch dem ZSC-Kader angehören, sollen kontinuierlich und mit Bedacht an die Women’s League herangeführt werden. Dabei geht es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln, sowohl in der Rolle der jungen Perspektivspielerin in der Women’s League als auch als Führungsspielerin in der SWHL B.

 

Das sind zwei verschiedene Paar Stiefel ….

 

In der Tat: Bei den ZSC Lions können die jungen Spielerinnen an der Seite von erfahrenen Nati-Spielerinnen auflaufen, bei den GCK Lions sind sie jedoch Führungsspielerinnen, die mehr Verantwortung übernehmen müssen. Auch das ist ein Lernprozess, auf den wir sehr viel Wert legen.

 

Das funktioniert bis anhin ja bestens.

 

Korrekt. Wir haben einen guten Mittelweg gefunden und es freut uns, dass unsere Perspektivspielerinnen in beiden Ligen zum Einsatz kommen. «Oben» halten sie gut mit, lernen mit jedem Einsatz dazu, zum Beispiel unter Druck die richtigen Entscheidungen zu treffen. «Unten» können sie ihre neuen Erfahrungen unter weniger schwierigen Bedingungen umsetzen und mithelfen, das Team zu führen. Das gehört auch zur Persönlichkeitsentwicklung jeder einzelnen Spielerin. Ich sehe das durchaus auch als Charakterausbildung.

 

Die ZSC Lions bestechen durch Ausgeglichenheit. Was ist deiner Meinung nach der wichtigste Pluspunkt deines Teams?

 

Der Mix zwischen «Erfahrung» (Nati-Cracks, ältere Spielerinnen) und «Talent» (jungen aufstrebenden Spielerinnen mit wenig WL-Erfahrung) stimmt. Die Arbeitsmoral und die Zusammenarbeit der beiden Gruppen ist extrem hoch. Sie wissen alle, dass Talent allein nicht ausreicht zu einer erfolgreichen Karriere.

 

Und wie ein Blick auf die Skorerliste zeigt, haben 16 der 18 eingesetzten Spielerinnen bereits eines oder mehrere Tore geschossen.

 

Richtig, das freut uns natürlich besonders und zeigt auf, dass wir mit unserer Philosophie auf dem richtigen Weg sind.

 

Die Lions-Organisation stellte in der letzten Woche insgesamt 17 Spielerinnen für die A-Nati (8), U18 (5) und U16-Nati (4) ab. Wie stehst du dazu?

 

Ich sehe die vielen Aufgebote als Beweis für die gute Arbeit innerhalb der Organisation mit den drei Teams ZSC, GCK und Girls-Team. Natürlich war es nicht einfach, mit ein paar wenigen Spielerinnen während dem Natibreak ein gutes Training zu gestalten. Aber es waren alle sehr motiviert dabei und wir legten den Fokus auf die individuellen Skills.

 

Diese Woche geht’s weiter, am Samstag folgt das zweite Spiel gegen die HCAP-Girls (Heuried, 17 Uhr). Wie geht man in ein Spiel, in dem man der haushohe Favorit ist?

 

Klar, wir haben gegen Ambri drei Punkte budgetiert und wollen unseren Weg, noch konstanter in unserem Spiel zu werden, fortfahren. Das heisst, wir wollen unser Spiel machen, unseren Rhythmus spielen und uns nicht dem Gegner anpassen.

 

Danach folgt die zweite Hälfte der Qualifikation. Wen siehst du als grösste Herausforderer deines Teams?

 

Die erste Meisterschaftsphase hat gezeigt, dass Bomo Thun das konstanteste und erfolgreichste Team neben uns war. Die Berner Oberländerinnen sind wirklich gut in Fahrt und stellen ein ähnlich ausgeglichenes Team wie wir. Ich zähle aber auch – nicht nur wegen der Historie der letzten Jahre – Lugano zu den Mitfavoriten. Gehen die Tessinerinnen ähnlich fokussiert und diszipliniert an ihre Aufgaben wie im Oktober gegen uns in Zürich, dann werden sie ihr Wort um die Entscheide in Meisterschaft und Cup mitreden können.

 

Am kommenden Wochenende spielen die ZSC Frauen am Sonntag das Spitzenspiel gegen BOMO Thun (15:15 Heuried). Der Eintritt zum Spiel ist frei und wird zusätzlich auf dem youtube-Kanal: Lions Frauen Video Channel gestreamt – come or see ! Das für den Samstag geplante Spiel gegen die Ambri Girls musste aufgrund von Corona im Kader der Tessinerinnen auf den Sonntag 11. Dezember verschoben werden.