Sechs Minuten vor dem Ende scheint alle Hoffnung verloren: Michael Joly vom HC Lugano kommt wie aus dem Nichts von rechts angebraust und verwertet eine Vorlage zum 4:1 für den HCL. Während der Gästesektor sich des Tores erfreut, fragen sich die ZSC Lions, woher dieser Joly nun angeflogen kam. Ziemlich schnell verstehen dann auch die meisten der 11’500 Zuschauer die Handzeichen der Referees: zu viele Spieler auf dem Eis! Der vermeintliche Torschütze juxte zu schnell von der Spielerbank aufs Eisfeld und muss dafür statt zur zu früh jubelnden Teambank, den direkten Weg in die Kühlbox gehen. Das Tor wir aberkannt und der Zett hat noch knapp sechs Minuten übrig, die durchwachsene Leistung zu korrigieren beim Stand von 1:3 aus Sicht der Zürcher.

 

Schlegel lässt den Zett verzweifeln

 

Ein Name und eine Leistung ragen am heutigen Abend besonders heraus, nämlich die von Lugano Goalie Niklas Schlegel. Der frühere ZSC-Spieler ist schlussendlich hauptverantwortlich dafür, dass sein Arbeitgeber und Kollegen mit glücklichen Gesichtern den Abend ausklingen lassen können. Denn in diesen letzten Minuten der Partie hält er überragend! Egal ob die Lions im klassischen Powerplay spielen oder am Schluss ohne Goalie mit einem Mann mehr in der Lugano Zone herumkurven, Niklas Schlegel hat immer eine Antwort parat gegen seine einstigen Kollegen. Nur schon in diesen letzten Momenten des Spiels, lässt es sich ein grosszügiges Highlight-Video für Social Media schneiden. Im Umkehrschluss dürfen sich die ZSC Lions zurecht ärgern, nicht wenigstens den Anschlusstreffer erzielt zu haben. Schlussendlich aber verlieren die Löwen diese Partie nicht wegen der Schlussphase, sondern einer teilweise durchwachsenen Leistung über den ganzen Abend gesehen. Im ersten Drittel erspielt sich der Zett klare Spielvorteile und geht sehenswert durch Sven Andrighetto, auf Zuspiel von Denis Malgin, mit 1:0 in Führung. In den ersten 20 Minuten stimmt der Einsatz der Crawford-Mannschaft, sowie die taktische Umsetzung. Doch ein gutes Drittel reicht eben gegen starke Luganesi nicht aus, um hier und heute einen Dreier einzufahren.

 

Lugano-Express rollt weiter

 

Im Mittelabschnitt drehen die Bianconeri innert drei Minuten das Resultat. Calvin Thürkauf gleicht nach einem fatalen Aufbaufehler für die Gäste aus. Auch beim 2:1 durch Walker sehen die Zürcher alles andere als sicher und elegant aus. Zu einfach geht das ganze beim zweiten Lugano-Tor. Schliesslich besiegelt ein Powerplay-Tor des HC Lugano das Schicksal der ZSC Lions an diesem Freitagabend. «Es war nicht alles schlecht. Die Schlussphase darf uns Mut machen für das morgige Spiel in Fribourg. Auch das Startdrittel war OK, nur dürfen wir uns nicht so einen Leistungseinbruch wie im zweiten Drittel erlauben», fasst Justin Sigrist das Spiel zusammen. Nun gilt der Fokus auf die Regenerierung, um morgen in der BCF Arena voll angreifen zu können. Vielleicht hilft es, dass Fribourg nach einer 3:0-Führung noch ins Penaltyschiessen gegen Genf gehen musste. Den Extrapunkt hat Gottéron dann trotzdem für sich behalten.

 

(Marko Filipovic)

 

 

 

 

 

Fotos: Media Team ZSC Lions, Berend Stettler