Die ZSC Lions und Comebacks, da war doch was in jüngster Vergangenheit. Die ZSC Lions und 3:2-Siege? Auch das kommt uns unheimlich gut bekannt vor. Beides vollbringen die Zürcher auch am heutigen Abend in der Bossard Arena in Zug. In einem wilden Ritt, der sich im letzten Drittel als absolutes Fiasko für den EVZ entpuppt, gehen die Zürcher 2.2 Sekunden vor dem Ende als Sieger vom Eis – dank einem goldrichtig stehendem Justin Azevedo. Doch unabhängig vom heutigen Spielausgang dürfen die Fans sich auf ein prickelndes Finale 2022 freuen. Denn diese Partie hält, was sie im Vorfeld verspricht. Tempohockey, viele Zweikämpfe, ereignisreich und elektrisierend bis zum Schluss.  

 

Doppelter Aufwärtshacken

 

In den ersten 20 Minuten ist das Spiel wahrlich eine Kopie der Aufeinandertreffen in der Qualifikation. Vor 7200 Zuschauern spielen beide Mannschaft ein defensiv sehr solides Eishockey und sind vorne immer brandgefährlich. Zug hat in den Startminuten durch Herzog eine hervorragende Doppelchance, scheitert aber jeweils an Kovar. Die Stadtzürcher hingegen dürften wohl mehr mit den Chancen hadern als die Gastgeber. Noch im ersten Abschnitt treffen Malgin und Kivistö nur die Torumrandung und sorgen (noch) nicht für klare Verhältnisse – das rächt sich. Denn im Mitteldrittel erwischt die Truppe von Grönborg kurz zwei schwache Momente. Wenn eine Mannschaft in der National League eiskalt darin ist, den Gegner zu bestrafen, dann der EV Zug. Zuerst bringt Hofmann blauweiss in Führung, ehe Ex-Zürcher Herzog das 2:0 für den Gastgeber erzielt (37’). Diese beiden Treffer sitzen und die Lions brauchen eine Weile, um sich davon zu erholen. Bei beiden Toren sieht die Hintermannschaft nicht gut aus und lässt den Zugern ausnahmsweise für einen Moment zu viel Raum. Doch angeschlagen heisst nicht ausgeknockt!

 

Knock-Out

 

Ganze drei Überzahlspiele lassen die Gäste verstreichen, ohne dabei etwas zählbares rauszuholen. Bis zum Spielende werden weitere zwei dazu kommen, die für die Wende mitverantwortlich sind. Denn in der 48. Minute gelingt den ZSC Lions der langersehnte Anschluss durch Maxim Noreau, natürlich und endlich im Powerplay. Die Zuger können ab diesem Moment eigentlich nur noch kontern und beschäftigen sich mit dem Verteidigen des eigenen Gehäuses rund um Leonardo Genoni. Und da, plötzlich zappelt die Scheibe im Zuger Netz: Chris Baltisberger lenkt vor dem EVZ-Goalie entscheidend ab und sorgt für den späten Ausgleich in der 59. Minute. Nun wirds brisant, denn die Coaches des EVZ lösen ihre Challenge ein – Torhüterbehinderung soll das Verdikt sein. Schnell wird jedoch klar, dass du sauberer als Baltisberger vor dem Torraum gar nicht stehen kannst. Der Treffer zählt und zum Glück für die Lions, dürfen sie nun nochmals in Überzahl ran. In diesen letzten furiosen Sekunden passiert vor dem Zuger Kasten eigentlich alles, was Eishockey zu bieten hat und das inklusive Game-Winning-Goal von Justin Azevedo nur 2.2 Sekunden vor dem Ende. Der Zuger Staff verpokert sich und die Lions treten mit strahlenden Gesichtern die Heimreise an.

 

(Marko Filipovic, Zug)