«Die Strafe gegen Grant hat uns alle hässig gemacht. Jeder Einzelne hier im Stadion. Diese Situation hat uns sicherlich zu einer guten Leistung angespornt», meint Reto Schäppi zum Lions TV-Moderator David Lei. Er äussert sich im Interview zum Schlüsselmoment in diesem Spiel – dem sogenannten Gamechanger für die ZSC Lions. Derek Grant muss in Minute 28 auf die Strafbank und kann sich beim Entscheid der Schiedsrichter das kopfschüttelnde Lachen nicht verkneifen. Er berührt mit seiner Stockschaufel gerade Mal das Trikot von Glauser und muss dafür in die Kühlbox. Der LHC-Akteur wälzt sich gekrümmt auf dem Eis und provoziert so die Strafe gegen den Kanadier. Zusammengefasst: ein Witz! Minutenlang kann die Partie nicht fortgesetzt werden, weil Papierflieger aufs Eis fliegen. Ein Resultat der bedienten Fans, die den Call der Schiedsrichter schlichtweg nicht akzeptieren wollen. Es entfacht ein Feuer auf den Rängen, wie es wohl kaum in der noch jungen Swiss Life Arena gab. Gähnendes Pfeifkonzert binnen zwei Minuten Unterzahl, grandioses Penaltykilling der Spieler von Marc Crawford und ein Momentum, dass nun definitiv zu Gunsten der Lions gewechselt hat.

41 Sekunden Wahnsinn

Mit diesen Momenten hat Lausanne von selbst das Spiel aus der Hand gegeben. Zuvor war das Team aus der Romandie spielbestimmend und dem Führungstreffer um einiges näher. Bei dem Zürchern machten sich Fehler bemerkbar, die zum Glück keinen grösseren Schaden angerichtet haben. Und so wurde der Löwenkäfig zum Hexenkessel mit nur einer Aktion. Angetrieben vom Publikum erwischt Juho Lammikko den LHC-Schlussmann auf dem falschen Fuss und bringt die Scheibe im Tor unter. Ein Tor, dass Hughes im Normalfall nicht kassieren würde, aber gleiches passierte auch Hrubec in Spiel 4. 41 Sekunden später dann pure Ekstase auf den Rängen. Nach akribischer Vorarbeit landet die Scheibe beim freistehenden Vinzenz Rohrer, der wuchtig den Puck ins Tor knallt. 2:0 und gefühlt die Vorentscheidung nach knapp 38 Minuten.

Durchhaltevermögen

Nach den beiden Führungstoren müssen die Lions noch zwei Mal in Unterzahl agieren. Auch das gelingt ihnen tadellos. Christian Marti rettet dabei einmal mirakulös vor dem bereits geschlagenen Hrubec. Ansonsten aber ist es vor allem auch der Abend des tschechischen Torhüters. Nach seinem ausnahmsweise schwächeren Abend in Lausanne, war er wieder «der Alte». Unirritiert von Zeitungs- und Medienberichten, die von einem Lottergoalie sprachen, gab er die Antwort auf dem Eis. Ein Shutout wurde es schlussendlich und die perfekte Antwort nach dem Spiel vom letzten Dienstag. Den Schlusspunkt in einer intensiven, packenden und elektrisierenden Partie setzt Justin Sigrist mit seinem zweiten Finaltor. Mit einem herrlichen Emptynetter 59 Sekunden vor dem Ende sorgt er nochmals für eine Jubeltraube in blau. Nun gilt der Fokus der Regeneration und dem Spiel am Samstag. Mit zwei Matchpucks im Rucksack heisst es in weniger als 48 Stunden: Unleash The Lion!

(Marko Filipovic)

 

 

 

 

 

Fotos: Media Team ZSC Lions, Berend Stettler & Nico Ilic