Das Spiel zwischen den ZSC Lions und dem HC Fribourg-Gottéron ist lange Zeit brotlose Kunst und wenig atemberaubend. Wer sich also heute für das Christmas Game eine schöne Bescherung gewünscht hatte, wurde enttäuscht. Besonders in den ersten beiden Abschnitten ist es schlichtweg zu wenig, was von den Zürchern kommt. Da hätten auch ein Paar helfende Elfen wohl nichts gebracht, es war einfach der Wurm drin. Und trotzdem, ein bisschen Show und Drama gehört bei den ZSC Lions einfach mit ins Tagesprogramm. So auch heute Abend in den Schlussminuten. Regulär waren noch fünf Minuten auf der Uhr, doch diese Weihnachtsgeschichte hatte noch ein Zusatzkapitel parat und hat die Fans auf den Sitzen behalten.
«CHRIStmas Miracle»?
Die ersten beiden Drittel können wir getrost überspringen. Nur zwei Informationen sind in dieser Zeitspanne wichtig: Gottéron führt mit 1:0 nach diesen beiden Abschnitten und die Torschussbilanz lautet 28:12 zu Gunsten der Gäste. Von den ZSC Lions kommt sehr wenig und vorallem kaum gutes zustande – doch das soll sich im letzten Akt ändern. Auf einmal kommen die Lions zu Torchancen. Mal schön herausgespielt, dann wieder mit viel Scheibenglück und dazwischen mit dreckigen, aber effektiven Spielzügen. In der 55. Minute reist es die Fans gleich zweifach von den Sitzen. Einmal vergebens und danach zurecht! In der ersten Szene kombinieren sich Azevedo, Hollenstein und Lammikko zur besten Chance des Abends. Doch letzterer wird schlussendlich von Connor Hughes daran gehindert, seinen 15. Saisontreffer zu erzielen. Macht nichts denkt sich Chris Baltisberger, der Sekunden später den «Sechseläutemarsch» doch noch erklingen lässt. Nach einem perfekten Ablenker vor dem Tor und das noch in einem wilden Zweikampf mit einem Fribourger, lenkt er die Scheibe an Hughes vorbei ins Netz. Das Ablenker-Training im Sommer auf dem Tennisplatz hat sich definitiv gelohnt lieber Chris! 1:1 steht es also fünf Minuten vor dem Ende und das in einer Phase, in der die Lions an der Wende näher dran sind als die Gäste am Auswärtssieg… und dann verstummt die Swiss Life Arena.
Kirche statt Tollhaus
Minutenlang checken die Schiedsrichter via Videobeweis ab, ob das Tor von Baltisberger zählt. Natürlich zählt es, denn warum soll ein reguläres Tor aberkannt werden? Der Stadionsprecher holt also tief Luft und verkündet mit einem lauten «Chriiiiis» den Torschützen. Just in diesem Moment, nur 33 Sekunden nach dem Ausgleich, zappelt der Hartgummi im ZSC-Netz. Ludovic Waeber schaut über seine Schulter und muss feststellen, dass seine Mannschaft erneut im Hintertreffen ist. Ein Strahl von einem Schuss feuert HCFG-Stürmer Rask aus dem Handgelenk ab und sorgt für das 2:1 der Gäste. Nichts mit Partystimmung in der Swiss Life Arena – herzlich Willkommen in der Stille des Betongebäudes, dass vom Lärmpegel her nun an eine Kirchenmesse erinnert. Doch wie es so ist in einer Kirche: der Glaube zählt! 78 Sekunden vor dem Ende ertönt der Torsong erneut, nachdem Garrett Roe doch noch den Ausgleich erzielt. Man muss eben nur daran glauben und schon ist alles erdenkliche möglich. Aber Christian Dubé und seine Assistenten möchten eine Coaches Challenge ziehen. Tatsächlich sehen die Unparteiischen in der letztmöglichen Aufnahmesequenz, dass Azevedo beim hervorgehenden Bully die Scheibe via Hand und nicht dem Stock an seinen Mitspieler bringt. Aus die Maus liebe Freunde des Eishockeys. Die ZSC Lions verlieren nicht unverdient, jedoch sehr bitter zum Schluss gegen hartnäckige Drachen aus Fribourg.
(Marko Filipovic)
Fotos: Media Team ZSC Lions, Berend Stettler