«Here we go, here we go», singt Daniel Olsson mit in der Kabine, während er und seine Mitspieler letzte Vorbereitung treffen für den Startschuss in die Partie gegen den HC Ambri-Piotta. Es dauert dann auch nur 150 Sekunden, bis die erste von sehr vielen Jubeltrauben bilden dürfen. Um der Geschichte noch das gewisse Etwas zu geben, ist es ausgerechnet Olsson selbst, der das Führungstor erzielt. Mit breitem Grinsen läuft er Richtung Spielerbank, um mit seinen Teamkollegen abzuklatschen und Gratulationen zu seinem ersten Profi-Tor in der National League entgegenzunehmen. Diese 1:0-Führung ist gleichbedeutend mit dem Dosenöffner in eine wilde Partie und vielen ZSC-Toren.
Verwunderung
Die Gastgeber werden sich wundern, wie dieses Spiel solch einen Verlauf nehmen konnte. Es kommt nicht selten vor, dass der Videowürfel Trainer Luca Cereda einblendet. Ausser Kopfschütteln bleibt ihm an diesem Abend wenig übrig. Ambri ist bissiger, hat mehr Scheibenbesitz und vor allem viele zwingende Torchancen. Und doch wächst und wächst das Tor-Konto der Zürcher Lions höher und höher. Die Treffer sind vielfältig wie selten: Slapstick, Abstauber, Zauberschuss, Tor des Monats – alles ist mit dabei! Wenig verwunderlich, dass ein ZSC-Fan zur Pause meint: «schön, dass wir auch mal ein entspanntes Spiel geniessen dürfen.» Wo er Recht hat, hat er Recht. Denn das Spiel ist resultattechnisch spätestens nach 20 Minuten vorentschieden. Die Zürcher gehen dank Olsson, Andrighetto und Rückkehrer Malgin mit 3:0 in die erste Pause. Als Ambri dann wieder wie die Feuerwehr aus der Kabine kommt, macht ihnen Simon Hrubec unzählige Male einen Strich durch die Rechnung. Nach der Torstatistik ist er das Beste, was der Zett in der Gottardo Arena zu bieten hat. Den Limmatstädtern gelingen im Mittelabschnitt sogar vier Tore und der Gesamtscore nach 40 Minuten lautet 7:1 für die Herren in Weiss. Rohrer, der doppelte Grant und Chris Baltisberger schreiben sich in die Torschützenliste ein. Besonders das Tor von unserer Nummer 14 ist eine Augenweide in den rechten oberen Winkel. Somit kann die Mannschaft von Marc Crawford auch in der zweiten Pause genüsslich an seinem Pausentee schlürfen.
Erlösung
Die Devise für das letzte Drittel wird wohl Schadensbegrenzung sein, aus Sicht von Ambri-Piotta. Die Zürcher schalten merkbar einen Gang zurück, während die Hausherren weiter an der Resultatkosmetik feilen. Eine sogenannte «Verschlimmbesserung» wird den Biancoblu vor heimischem Publikum nicht mehr gelingen. Chapeau an den Fanblock, der bis zum Schluss ihre Mannen anfeuert und ihrem Unmut keinen Spielraum geben. Währenddessen feiern die mitgereisten Zürcher natürlich ein Fest im Gästeblock. Das Einzige, was diesem Spiel über die gesamte Dauer gefehlt hat, sind eigentlich Emotionen. Diese Paarung hat schon viele hitzige und heisse Duelle hervorgebracht, aber dafür war am heutigen Abend schlichtweg keine Spannung im Spiel aufgekommen. Was sonst im Fussball eine übliche Floskel ist, trifft auf diese Partie zwischen Ambri und den ZSC Lions zu: sie plätschert im letzten Abschnitt so vor sich hin. Die einen können nicht mehr, die anderen müssen nicht mehr. So schaukelt der ZSC dieses Spiel geschmeidig nach Hause und erfreut sich der vollen Punktzahl und einer nun noch besseren Torstatistik – der Zett gewinnt mit 7:1 in der Leventina.
(Marko Filipovic, Ambri-Piotta)
Fotos: HC Ambri-Piotta