Dem Heimteam ist vor der Partie bewusst, dass das Wasser praktisch bis zum Hals steht. Eine weitere Niederlage und drei mögliche Matchpucks für den ZSC könnten fatal sein und vielleicht eine kleine Vorentscheidung. Ein 0:3 in einer Halbfinalserie zu drehen ist gefühlt ein Ding der Unmöglichkeit. Les Dragons scheinen jedoch mit dem richtigen Mindset in dieses Spiel zu starten und drücken in den ersten fünf Minuten das Gaspedal bis an den Anschlag. In dieser kurzen, aber intensiven Phase haben die Hausherren Chancen für eine Handvoll Tore und doch kommt es anders. Die Lions gehen dank Justin Azevedo mit dem statistisch zweiten Schuss für blauweissrot in Führung. Kalte Dusche nennt sich das, doch man soll den Morgen ja nicht vor dem Abend loben.

 

Freund und Feind

 

Nach der zweiten Pausensirene fassen wir zusammen, das Spiel ist ausgeglichen. Die Lions konnten die Führung nicht lange verteidigen und haben nach einer Viertelstunde den Ausgleich durch DiDomenico kassiert. Er ist es, der als einziger nach dem Schuss bereits jubelt und den Schiris anzeigt: schaut euch das Ding nochmals an. Er sollte Recht behalten und der Treffer wird nach längerer Videoanalyse gegeben. Das es nach 40 Minuten immer noch 1:1 steht, haben die Lions nebst Waeber auch dem Gehäuse zu verdanken. Auf der anderen Seite wird bei Gottéron wohl von viel Pech die Rede sein. Ein Lattenklatscher und zwei Mal der Pfosten gehen auf das Konto von Fribourg, was die Lions auch nach zwei Abschnitten im Spiel behält – ein weiteres Schlussdrama ist also angerichtet. Beste Gründe für erhöhte Herzrhythmen sind sicherlich die letzten beiden Minuten der regulären Spielzeit. Denn in diesen zwei Zeigerumdrehungen sind Freud und Leid sehr nahe beieinander. Zuerst bringt Brodin nach einem Fehler der Lions Hintermannschaft seine Farben in Führung – die Hütte brennt, der Drache steigt ein erstes Mal empor. Doch zum Glück haben wir noch einige Sekunden auf der Uhr, um aus Zürcher Sicht am Leben zu bleiben. Den wenig später sorgt Denis Malgin für den «Silencer» in der BCF Arena und gleicht kaltblütig aus. Dieses Drama um Spiel 3 entwickelt sich somit zum absoluten Thriller.

 

Wie Phönix aus der Asche

 

Es wird ein weiteres Overtime-Abenteuer an diesem Abend geschrieben und was für eines. Von Pfeifkonzerten, Jubelgesängen und Torsirenen über Becherwürfe sowie Emotionen pur – diese Verlängerung zwischen dem HC Fribourg-Gottéron und ZSC Lions hat alles, was das Fanherz begehrt. Die Gäste sind in dieser Phase des Spiels die aktivere und gefährlichere Mannschaft, können aber trotz guter Chancen von Krüger und Malgin den Sack nicht zu machen – kommt das gut? Nein! Denn Fribourg erzielt in der Verlängerung das 3:2 und stellt das Stadion auf den Kopf. Es brechen alle Dämme in der Arena und die Heimfans liegen sich sichtlich erlöst in den Armen und singen bereits die Siegeshymne. Aber, jetzt kommt das grosse Aber. Die Schiris schauen sich minutenlang den Treffer nochmals an und nehmen ihn zurück: No Goal! Das Quittieren die Heimfans mit unzähligen Becherwürfen aufs Eis und einem unheimlichen Pfeifkonzert. Die Zürcher also bereits am Boden, jedoch nicht K.O. geschlagen und wenig später im siebten Himmel. Denis Malgin, der Torschütze vom Dienst, erwischt Reto Berra bei einem seltenen schwachen Moment und erzielt das 3:2 für die Lions in der 79. Minute! Erneut das gleiche Resultat wie in den vorherigen Partien, wieder der Zett in Feierlaune. Der heutige Abend ist, unabhängig für welchen Fananhang, nichts für schwache nerven gewesen. Züri, wir sehen uns am Donnerstag alle im Hallenstadion: Vollgas ZSC!

 

(Marko Filipovic, Fribourg)