Katerstimmung bei den Fans nach der gestrigen Derbyniederlage? Fehlanzeige. Dafür ist den Fans in den vergangenen Jahren das Duell mit dem EV Zug zu wichtig geworden. Verlorener Final, Sweep in den Playoffs im Meisterjahr – die Affiche ist heisse Ware! 11’800 Zuschauerinnen und Zuschauer lassen sich diesen Leckerbissen nicht entgehen und entscheiden sich statt dem Stadtderby im Letzigrund für das Eishockeyspiel in der Swiss Life Arena. Auch der Limmatblock scheint seinem Team während dem Spiel nicht böse zu sein, für die Performance am Vorabend in Kloten. Der volle Stehsektor verdient an diesem Samstagabend eigentlich den Best Player Award. In Punkto Unterhaltungswert werden die Ränge ebenfalls verwöhnt. Es ist ein hin und her der Extraklasse. Mit wunderschönen Andrighetto-Toren die zum Zunge schnalzen sind, Import-Scorern die sich ebenfalls über Tore freuen dürfen und heissen Fights auf dem Eis, die für viel Zunder sorgen.
Spannung pur
Uff! Auf der Uhr sind noch ein wenig mehr als 7 Sekunden zu gehen. Zug liegt mit einem Tor zurück und erhält ein aller letztes Bully in der Zone der ZSC Lions. Grant am Bully, Marti & Co. stärken ihm den Rücken und Simon Hrubec mit einem Tunnelblick in Richtung Bullypunkt. Der «Anstoss» geht an Zug, die Scheibe wird quer gelegt zu Martschini und der hält voll drauf. Simon Hrubec macht sich ganz lang, streckt seine Stockhand inklusive Blocker weit nach rechts aussen und pariert! Der Keeper wird mit diesem Monstersave zum heimlichen Helden an diesem Abend. Nach dem Spiel wird er dies bei vier Gegentoren vielleicht nicht bestätigen, aber die Parade eine Sekunde vor Schluss sorgt für einen verdienten Vollerfolg für die Mannschaft von Marc Crawford. Yannick Zehnder, ehemals im EVZ-Dress, weiss wie wichtiger dieser Sieg ist für die Mannschaft und die Fans: «Nach dem gestrigen Auftritt haben wir uns viel vorgenommen. Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen.» Gesagt, getan.
Spektakel
Nach 90 Sekunden ballert sich Sven Andrighetto den Derby-Frust von der Seele und zeigt in Richtung Limmatblock beim Torjubel: Sorry für gestern, der ist für euch Fans. Von da an beginnt die wilde Fahrt in der Swiss Life Arena. Denn dem Gästeteam aus Zug wird am heutigen Abend vier Mal der Ausgleich gelingen und die Zürcher müssen im Gegenzug immer wieder reagieren, um sich den Dreier zu verdienen. Kurz vor der Halbzeit erzielt Derek Grant seinen vierten Saisontreffer beim 2:1. Noch im selben Abschnitt zwirbelt der Zehner «Ghetto» sein zweites Traumtor in den Kasten von Tim Wolf. Diese beiden Tore im Mittelabschnitt werden die Powerplay-Statistik der Lions ein wenig aufpolieren. Und doch macht sich Frust breit, als Lino Martschini beim Wiederbeginn ins dritte Drittel nach nur 63 Sekunden zum 3:3 ausgleicht. Das Resultat ähnelt nun immer mehr einem Tennisspiel und auch die Seitenwechsel Mal zu Hrubec und dann zu Wolf haben Charakterzüge eines Grand Slams. Frödéns Schuss in den Winkel aller Winkel ist ein weiteres Traumtor an diesem Abend. Der siebte Treffer des Abends fällt in der 44 Minute sollte nicht der letzte sein. Zugs Loris Wey gelingt ausgerechnet in Zürich die Torpremier und bringt den Gästeblock ebenfalls in Ekstase. Spätestens ab da heisst es: Matchwinner gesucht. Fünf Minuten vor dem Ende entscheidet sich Willy Riedi dafür, diese Rolle einzunehmen. Zuvor noch zwei Mal in der Kühlbox, bleibt er eiskalt vor Wolf und schiesst den Siegtreffer zum 5:4 mit einem herrlichen Handgelenkschuss. Und dank Hrubec Riesentat am Ende, bleiben alle drei Punkte in Zürich. Dieser Sieg tut gut nach der Derbyniederlage – Bravo Jungs!
(Marko Filipovic)
Fotos: Media Team ZSC Lions, Berend Stettler und Nico Ilic